Tschüss Facebook!

Ich bin dann mal weg...

(Schon über ein Jahr.)

Am 31.12.2014 werde ich tschüss sagen. Tschüss zu Facebook. Auf dieser Seite werde ich versuchen die Gründe für diesen Schritt aufzuführen. Es handelt sich dabei um meine derzeitige Meinung, um meine Sicht auf die Dinge. Ich habe versucht möglichst viele Quellen zu verlinken, um meine Gedanken nachvollziehbar zu machen.

Um weiterhin Kontakt mit mir aufnehmen zu können, stehen folgende Möglichkeiten bereit:

  1. mein E-Mail Formular
  2. mein XMPP-Account: beni_rupp@jabber.ccc.de
  3. mein Twitter-Account: @BeniRupp

Wie alles begann ...

Mein Facebook-Profil legte ich mir im Mai 2011 an. Das war vergleichsweise spät, die vermeintlichen Vorteile konnten mich zu Beginn nicht richtig überzeugen. Den Entschluss, mich doch bei Facebook zu registrieren, habe ich letztlich aus Neugier und Interesse getroffen, aber möglicherweise auch deshalb.

Zu Beginn war Facebook für mich ein durchaus spannender Ort. Dank meines relativ späten Beitritts konnte ich das Profil von nahezu jedem, den ich suchte, finden. So nahm ich Kontakt zu Freunden auf, mit welchen ich schon eine Ewigkeit nichts mehr zu tun hatte. Facebook war ein Treffpunkt für Aktuelles und Vergangenes. Darin steckt der Vorteil von erfolgreichen sozialen Netzwerken: Sie versammeln alle und alles an einem zentralen Ort. Michael Seemann nennt diesen Effekt soziale Gravitation.

Und jetzt?

In den letzten Wochen und Monaten nahmen die Vorteile durch Facebook für mich jedoch ab. Ich verstehe bis heute nicht, nach welcher Logik die Beiträge auf meiner Pinnwand sortiert und ausgewählt (gefiltert) werden. Darüber hinaus sank der Informationsgehalt der Mitteilungen für meinen Geschmack zu stark. Das mag an der vielen Werbung liegen, aber auch daran, dass Facebook wohl doch mehr für Oberflächlichkeit steht. So schreibt Peter Glaser in einem Artikel auf Heise Online zum 10 jährigen Jubiläum von Facebook beispielsweise Folgendes:

Facebook ist eher ein Erwachsenenkindergarten unter algorithmischer Aufsicht oder eine globale Nutzerabwimmelanlage als eine soziale Organisationsstruktur. [...] Noch sieht es so aus, als habe Facebook das, worum AOL sich in den Neunzigerjahren erfolglos bemüht hat, nun doch noch zuwege gebracht: das offene, abenteuerliche Netz in ein geschlossenes System zu verwandeln, das uns mit seinen Bequemlichkeiten verführt und an die glasüberwölbten Kuppelstädte erinnert, die man sich in den Fünfzigerjahren als den Lebensraum der Zukunft vorgestellt hat – here we are.

Zudem gab es bezüglich Facebook noch etliche Datenschutz-Debatten, die eine Nutzung nicht attraktiver machen. So sammelt Facebook seit mehreren Jahren auch nach dem Logout weiterhin personenbezogene Daten. Diese Möglichkeiten möchte das Unternehmen mit der neuen Funktion Atlas ausweiten. Damit soll zielgerichtet Werbung geschalten werden. Dazu trägt unter anderem auch die neue Datenschutzbestimmung bei, die zum 1.1.2015 30.01.2015 in Kraft treten wird. Sie gilt im Übrigen auch für WhatsApp und Instagram.

Das Problem an dieser Stelle ist, dass Dienste wie Facebook eben genau auf diese zielgerichtete Werbung (und damit eben auch dem Verkauf von personenbezogenen Daten) angewiesen sind. Ihnen geht es um finanziellen Gewinn. An dieser Tatsache wird man wohl so schnell nichts ändern können. Um so mehr muss man sich jedoch fragen, ob man sich diesen Systemen wirklich unterwerfen möchte. Schließlich machen sie ihre Nutzer zum Produkt und suggerieren ihnen nahezu grenzenlose Vorteile. Die Frage, die ich mir dabei stelle: Sind diese vermeintlichen Vorteile überhaupt Vorteile und kann ich sie nicht auch auf eine andere, auf eine bessere Weise erreichen? Ich bin der Meinung, dass dies funktioniert. Die Vorteile von Facebook sind für mich seit einiger Zeit nicht mehr gegeben. Deshalb habe ich beschlossen, dem sozialen Netzwerk Facebook den Rücken zu kehren und meine digitale Kommunikation über andere Kanäle zu betreiben. Hierfür möchte ich vor allem das freie und unabhängige XMPP-Protokoll verwenden.

Warum diese Seite?

Mein Austritt wird wohl kaum etwas bewirken. Dennoch ist diese Seite ein Versuch, mit dem ich meine Sicht auf die Dinge erklären und begründen möchte. Das hilft mir einen begründeten Entschluss zu treffen und möglicherweise anderen, dieses Schritt nachzuvollziehen.

Warum ich mein Facebook-Konto nicht löschen werde

Da gibt es für mich momentan drei Gründe:

  1. Zum einen soll weiterhin die Möglichkeit bestehen, mich über Facebook zu finden, um dann über diese Seite Kontakt mit mir aufzunehmen.
  2. Zum anderen halte ich eine Löschung meines Facebook-Kontos nicht für notwendig, weil die Daten, welche ich bisher auf Facebook verbreitet und generiert habe so oder so schon auf den Servern von Facebook gespeichert sind. Selbst nach einer Löschung kann ich mir nicht sicher sein, ob diese Informationen nicht zwischenzeitlich irgendwo anders hinterlegt sind.
  3. Zudem war mir immer klar, dass die Informationen, die ich auf Facebook veröffentlichte, nicht mehr mir gehören. Ich habe demnach nur die Daten hergegeben, die ich hergeben wollte. Auf Daten, die während meiner Nutzung von Facebook automatisch ohne mein Zutun gesammelt wurden, habe ich keinen Einfluss. Diese Daten werden künftig aber auch nicht mehr anfallen.

Warum XMPP?

XMPP (früher Jabber) ist ein offener Standard für Echtzeit-Kommunikation. Das bedeutet, dass XMPP - ähnlich wie POP3 oder IMAP bei E-Mail - nur beschreibt wie die Nachrichten verteilt werden und nicht durch wen. Es gibt also kein Großunternehmen wie Facebook, welches die Nachrichten zwischenspeichert und verteilt. Jeder der möchte kann sich seinen eigenen XMPP-Server aufsetzen und so anderen die Möglichkeit geben, über diesen Rechner zu kommunizieren. So bietet beispielsweise der Chaos Computer Club (CCC) einen XMPP-Server an, den ich für meinen XMPP-Account nutze (zu erkennen ist das am hinteren Teil des Jabber-Identifier: beni_rupp@jabber.ccc.de).

XMPP bietet darüber hinaus die Möglichkeit Gespräche mit OTR zu verschlüsseln.

Warum weiterhin Twitter?

Meinen Twitter-Account werde ich aus den folgenden Gründen weiterhin nutzen:

  1. Ich nutze Twitter als Informationsquelle. Gerade im Bereich der Softwareentwicklung und allen Themen rund um das Internet bietet viele Twitter-Accounts einen guten Überblick über aktuelle Themen.
  2. Twitter ist für mich wie eine Art RSS-Reader, weil ich dort viel Links zu interessanten Blogeinträgen, Videos und sonstigen Informationen finde.
  3. Der Informationsgehalt auf Twitter (wie ich es nutze) übersteigt meiner Meinung nach den von Facebook um Längen.
  4. Die Tatsache, dass mir Tweets in meiner Timeline ungefiltert präsentiert werden, ist für mich ein weiterer Vorteil.

[Update 02.01.2015]:

Ein neue Funktion ist jetzt für einige Twitter-Nutzer verfügbar. Diese Funktion wird While you were away genannt und soll für jeden Nutzer die wichtigsten Tweets, welche seit seinem letzten Login veröffentlicht wurden, zusammenfassen. Angekündigt wurde diese Neuerung bereits Mitte November 2014 von Twitter selbst. Darin begründet Twitter die Notwendigkeit dieser Funktion mit folgender Aussage (Hervorhebungen in fett stammen von mir):

Right now, what you see of the 500 million Tweets published every day is based entirely on who you follow, and that’s a great model for many people. But with that many Tweets every day, there’s no way even the most avid Twitter user will find everything that’s relevant to their interests in any particular moment. That’s why we’re exploring ways to surface relevant Tweets so the content that is interesting to you is easy to discover – whether you stay on Twitter all day or visit for a few minutes – while still preserving the real-time nature of the platform that makes Twitter special.

Mit dieser Filterung würde sich die Twitter-Timeline der von Facebook sehr stark annähern. Damit wäre ein großer Vorteil von Twitter für mich nicht mehr gegeben. Ich bin gespannt, wie Twitter seine While you were away Funktion umsetzt. Liest man die hier zitierte Begründung, spräche alles für eine opt-in-Einstellung: Nutzer, welche die Funktion verwenden wollen, können sie aktivieren. Für alle anderen bleibt sie inaktiv. Dieser Gedanke wird aber wohl eine Utopie bleiben.

[Update 04.02.2015]:

Twitter schaltet sein Werbesystem nun für alle Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz frei. Für diesen Dienst werden Profildaten der Twitter-Nutzer ausgewertet, um auf den Nutzer zugeschnittene Werbung zu platzieren. Das Geschlecht, welches bei Twitter nicht angegeben werden kann, wird hierfür von einem Algorithmus aufgrund der vom Nutzer abgesetzten Tweets, verwendeter Hashtags und Interessen berechnet.

[Update 22.02.2015]:

Twitter verkündete nun, dass sie die Zahl der Werbeanzeigen innerhalb der Twitter-Timeline erhöhen wollen. Der CEO Dick Costolo sprach davon, dass künftig jeder 20. Tweet eine solche Werbeanzeige sein soll. Das entspricht fünf Prozent der in der Timeline aufgeführten Tweets. Damit passt sich Twitter Facebooks Häufigkeit von Werbeanzeigen innerhalb der Timeline an.

[Update 01.01.2016]:

Nach nun einem Jahr ohne Login bei Facebook kann ich sagen: Ich vermisse nichts!

[Update 07.02.2016]:

Twitter soll nun möglicherweise noch stärker an Facebook angepasst werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Twitter-Timline bald nicht mehr chronologisch angeordnet, sondern gefiltert wird.

Weiterführende Links

http://culturedigitally.org/2014/07/facebooks-algorithm-why-our-assumptions-are-wrong-and-our-concerns-are-right/   Facebook’s algorithm — why our assumptions are wrong, and our concerns are right

http://blog.wiwo.de/look-at-it/2014/10/13/was-nutzer-in-sozialen-netzwerken-teilen-und-warum-fotos-vor-status-updates-und-artikeln/   Was Nutzer in sozialen Netzwerken teilen – und warum: Fotos vor Status-Updates und Artikeln

[Update 02.02.2015]:

https://digitalegesellschaft.de/2015/02/fb-tipps-privatsphaere/   FACEBOOK: TIPPS ZUR WAHRUNG DER PRIVATSPHÄRE

http://fm4.orf.at/stories/1753327/   Facebook-Überwachungspläne des EU-Ministerrats

[Update 31.03.2015]:

http://www.golem.de/news/studie-facebook-trackt-jeden-1503-113266.html   "Facebook trackt jeden", Artikel bei Golem

[Update 08.05.2015]:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/der-facebook-boersengang/facebook-nutzer-schraenken-sich-bei-informationsauswahl-selbst-ein-13581613.html   "Facebook-Nutzer schränken sich bei Informationsauswahl selbst ein", Artikel bei FAZ.net

[Update 13.05.2015]:

http://media.fb.com/2015/05/12/instantarticles/   "Introducing Instant Articles", Artikel bei Facebook Media

[Update 18.05.2015]:

https://www.youtube.com/watch?v=jh8supIUj6c   "re:publica 2015 - Aral Balkan: Beyond The Camera Panopticon", Video bei YouTube

[Update 16.06.2015]:

https://netzpolitik.org/2015/facebooks-law-enforcement-guidelines-geleakt/   "Facebooks „Law Enforcement Guidelines„ geleakt (Update)", Artikel bei Netzpolitik.org

[Update 03.08.2015]:

http://www.golem.de/news/soziales-netzwerk-facebook-gibt-nutzern-mehr-kontrolle-ueber-ihren-newsfeed-1507-115145.html   "Facebook gibt Nutzern mehr Kontrolle über ihren Newsfeed", Artikel bei golem.de

[Update 01.01.2016]:

http://m.heise.de/newsticker/meldung/32C3-Gegen-Gated-Communities-Facebook-muss-seine-Mauern-einreissen-3057076.htmlook-gibt-nutzern-mehr-kontrolle-ueber-ihren-newsfeed-1507-115145.html   "32C3: Gegen Gated Communities - "Facebook muss seine Mauern einreißen"", Artikel bei heise online.